Im 24-Stunden-Schichtbetrieb zur sanierten Stammstrecke
550 Arbeiter sind am Wochenende rund um die Uhr im Einsatz, um Schienen, Stromleitungen und Weichen zu warten – und das nicht zum letzten Mal in diesem Jahr.
Als Joachim Friedberger sein Telefon in die Hand nimmt, wird es kompliziert. Gleis 3 an der Donnersbergerbrücke wird durch ein Baugerüst blockiert, durchfahren unmöglich. Weitere Hindernisse: ein Bauzug auf Höhe der Gleisbrücke, ein Spülzug im Bahnhof Hackerbrücke und ein Rolltreppentransporter im unterirdischen Teil des Hauptbahnhofs – bitte jeweils aufs andere Gleis ausweichen. Friedberger gibt Lotsen-Tipps, wie man durchkommt. Und Entwarnung: “Ihr könnt arbeiten”, versichert der Projektleiter der Bahn-Tochter DB Netz.
Das ist wichtig. Denn die 54 Stunden, in denen die S-Bahn-Stammstrecke geplant stillgelegt ist, gilt es zu nutzen. Der Anrufer kann nun mit seinem Bauzug einfahren, um Schienen auszutauschen. In einem Bereich, der trotz Sperrung alles andere als verlassen daliegt. Während die Fahrgäste auf Busse und U-Bahnen ausweichen müssen, wuseln massenweise Bauarbeiter in orangefarbenen Warnwesten auf den gesperrten Gleisen herum. 550 sind es insgesamt, im 24-Stunden-Schichtbetrieb. Plus Fahrzeuge, Ersatzteile und Spezialgerät. Da muss man erst einmal den Überblick behalten. (…)
Jahrzehntelang waren es die Münchner gewohnt, dass U- und S-Bahn ohne nervige Dauersperrungen funktionieren. Während in Metropolen mit alten Tunnelsystemen Streckenabschnitte wegen Sanierungsarbeiten gleich wochenweise stillgelegt werden, genossen die Münchner den Segen der Spät-Hinzugestoßenen. Inzwischen sind aber auch die Münchner Anlagen in die Jahre gekommen, der Aufwand für die Instandhaltung wird immer höher. Die elf Kilometer lange Stammstrecke, von der gut vier Kilometer im Tunnel verlaufen, ist mittlerweile mehr als 45 Jahre alt.
Quelle und Volltext: sueddeutsche.de