Hamburg – In unserer Kulturbilanz zeichnen wir die Trends der zu Ende gehenden Dekade nach. Was hat die Architektur seit 2010 beschäftigt? Wir zeigen die wichtigsten Bauten und fassen die entscheidenden Tendenzen zusammen.
Stuttgart – Noch nach dem Millenniumswechsel haben Renommierarchitekten wie Sir Norman Foster, Renzo Piano oder Frank Gehry mit von ihrer Handschrift geprägten spektakulären Bauten die Architekturszene geprägt – der Hype um sie ähnelte jenem, den man um Popstars macht. Doch in den 2010er Jahren ist die Aufmerksamkeit für sogenannte Signature Buildings gesunken. Ruhm, Glanz, Sensationen? In den vergangenen zehn Jahren ist die Baukultur vor allem mit Pleiten und Problem-Projekten in den Schlagzeilen: 2010 fällt der Startschuss für Stuttgart 21, der umstrittenste Bahnhofsumbau der Republik; die 2017 fertig gestellte Hamburger Elbphilharmonie definiert den Begriff Kostenexplosion neu, und der Flughafen Berlin-Brandenburg, von dem nach 15 Jahren Bauzeit immer noch keine Flieger starten, wird zum Synonym für Missmanagement bei Großbauprojekten.
Bauboom trifft auf Nachhaltigkeitsstreben
Gleichzeitig stehen Architekten vor immensen Herausforderungen. Mit an vorderster Stelle, neben der Verödung der Innenstädte: die Wohnungsnot. Innerstädtische Entwicklung lautet vielerorts die Lösung – als Erfolgsbeispiel gilt Hamburg, das seinem Freihafen ein Stadtquartier für 15 000 Menschen, abgerungen hat, die Hafen City. Eine Reaktion auf Wohnungsnot und Immobilienpreisspirale ist aber auch der Trend zum gemeinschaftlichen Bauen in Baugruppen, eine andere ist das „Tiny House“ – Wohnen im Minimalmaß.
Das Bauen und Unterhalten von Gebäuden verursacht 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen – der Klimawandel stellt in den zehner Jahren jahrzehntelange Bau- und Planungsgewohnheiten in Frage; Bauboom und Nachhaltigkeitsbestreben treffen dabei konfliktreich aufeinander. Die Ökologie-Maxime gewinnt zwar immer mehr Anhänger, bleibt aber bislang beim Gros des Baugeschehens Utopie. Jenseits der zweifelhaften Dämm-Praxis beim Bestand stehen sich zwei Philosophien des klimafreundlichen Bauens gegenüber: High-Tech und Low-Tech. (…)
Quelle und Volltext: stuttgarter-nachrichten.de